Konferenzen und Meetings sind für mich eine wunderbare Gelegenheit, Fragen zu beantworten und Befürchtungen auszuräumen. Bei den Schönbrunner Tourismusgesprächen 2007 hatte ich nach meinem Vortrag Web 2.0 - neue Marketing-Tools für den Tourismus dazu mehr Gelegenheit als sonst, was ich sehr schätze. Also hole ich nun zu meinem eigenen Grande Finale-Rückblick aus, indem ich einige dort gestellte Fragen beantworte, bzw. auf Statements reagiere.
Wie viele Stunden sind Sie täglich online?
Auf diese Frage sagte ich: „Ich bin kein Maßstab, denn das ist mein Beruf.“ Woraufhin mir erleichtert entgegnet wurde: „Sehen Sie, das ist das Problem“. Wohl kaum! Wer glaubt, dass nur diejenigen Leute täglich stundenlang online sind, die damit beruflich ihr Geld verdienen, irrt gewaltig. Siehe auch Medienverhalten alt & neu.
Können wir nicht einfach Web 1.0 gut weiter machen?
Können Sie. Natürlich. Aber dann vergeben Sie sich die Chance, Kunden besser zu informieren und von den Vorzügen Ihres Produktes zu überzeugen. Wie das geht? Durch das Hinweisen auf Bewertungen anderer Gäste. Durch das Herzeigen von Videos und Bildershows, für die auf Flickr und YouTube ein schier unendlicher Raum online zur Verfügung steht. Zudem vergeben Sie sich die Chance, auf anderen Plattformen potenzielle Gäste anzusprechen, die Sie sonst nur mit massivem Einsatz von Marketingeuros errreichen würden.
Eines möchte ich ganz deutlich machen: Wer die verschiedenen Web 2.0-Instrumente intensiv nutzt, bei dem hinterlassen „Web 1.0“-Seiten ein schales Gefühl. Diese Seiten wirken, egal wie professionell und schön sie gemacht sein mögen, wie ein Geschäft, dessen Auslagen verführerische Waren anbieten, dessen Verkäufer aber weder mit den Kunden sprechen, noch andere Kunden zu Wort kommen lassen und zudem die persönliche Beratung verweigern. Diesen "alten" Seiten fehlt die "menschliche Stimme". Bedenken Sie bitte: Die Gruppe der Gäste, die Web 2.0-Instrumente und -Medien bewusst oder unbewusst nutzt, wird jeden Tag größer. Mach ich mich verständlich?
Touristiker sollten lieber nicht selber diese Instrumente zum Schreiben nutzen. Denn sie können das gar nicht und machen zu viele Rechtschreibfehler.
Mit Verlaub, dem kann ich nicht zustimmen. Im Gegenteil, einige der
brillantesten Blogs stammen von österreichischen TouristikerInnen.
Zudem geht es in erster Linie um Inhalte, nicht um orthografische
Formvollendung. Einige Tipps zur Planung von Weblogs gebe ich hier.
Sollte jedes Unternehmen bloggen? Wer noch mehr wissen will, bucht meinen Workshop In 6 Schritten zu Ihrer Web 2.0-Strategie am 22.10.07 in Wien. Siehe auch: 10 Gründe gegen Blogs im Tourismus von Hannes Treichl.
Sollten wir nicht lieber abwarten, statt gleich neue Moden nachzumachen?
Teilweise
kann ich diese Haltung verstehen. Aber auf der anderen Seite kann man
Dinge nur wirklich beurteilen, wenn man sie aktiv ausprobiert hat.
Zudem macht uns Kanada schon seit Jahren vor, wie Destinationen
User-Generated-Content einsetzen können. Dazu braucht man für den
Einstieg nicht einmal große Summen zu investieren. Ein gut gemachter
Weblog, in dem Experten und Partner ihre Insider-Tipps verraten, ist
ein Einstieg, der sich woanders schon bewährt hat. Siehe auch Tourismusmarketing leicht gemacht - dank YouTube & Co
Dr. Petra Stolba, neue Chefin der Österreich Werbung sagte treffend: „Tourismus ist ein Informationsgeschäft. Die Macht wandert zum Konsumenten.“ Ich würde es trotzdem gerne abwandeln in: „Die Info-Macht wandert zum Konsumenten“. Sie riet zur Entwicklung von originären Plattformen, statt andere zu kopieren. Da gebe ich ihr nur teilweise Recht. Kopieren ist immer schlecht. Doch wenige touristische Unternehmen sind in der Lage, eigene Plattformen zu entwickeln. In Österreich schon gar nicht. Siehe auch The Social Web in Destination Marketing - Canada & New Zealand relaunch. Mein Rat: Nutzen Sie die Plattformen, die sich bereits bewährt haben. Und beschränken Sie sich nicht nur auf touristische. Ich kann Stolba nur beipflichten, bei ihrer Einschätzung: „Die gesamte Branche ist gefordert.“
Der Vollblut-Touristiker Josef Froehlich räumte in seiner Eröffnungsrede ein, dass die neuen Tools faszinierend seien. Aber letztendlich sei die zentrale Frage ähnlich wie beim touristischen Produkt an sich: Hält der Traum der Wirklichkeit stand? Denn jede Reise ende mit der Rückkehr in die Realität.
In der Pause verriet mir Froehlich nicht nur sein Alter, sondern auch die drei Phasen des Tourismus: Ablehnung, Nepp und Konsolidierung. Ich bin mir sicher, nach dieser Konferenz befinden wir uns in Österreich am Ende der Ablehnungs-Phase von Web 2.0. Und ich schlage vor: Die Nepp-Phase lassen wir einfach aus. Einverstanden?
>Schönbrunner Tourismusgespräche 2007 - Video online
>das Abstract meiner Rede
>die Zusammenfassung der wichtigsten Punkte
>meine Web 2.0 & Tourism - 7 Travel 2.0 trends
>Infos zum Workshop: In 6 Schritten zu Ihrer Web 2.0-Strategie
am 22. Oktober 2007 im Hotel am Stephansplatz
>Reaktionen der Blogger-Kollegen
>Interessante Zahlen zur Reisevorbereitung von Klaus Eck Reiseplanung 2.0
Hallo, Frau Schmollgruber! Auch unser Team war bei den Tourismusgesprächen anwesend und - spät aber doch - möchte ich mich als Zuhörerin für Ihren charismatischen und begeisternden Vortrag bedanken.
Mein Kommentar zur Frage: Sollen wir lieber abwarten, statt gleich neue Moden nachzmachen? Diese Frage hat mich vor Ort schon sehr befremdet, zumal die Tourismusindustrie ja bereits einer der intensivsten Anwender der neuen technischen Möglichkeiten ist. Klar kann und wird auch noch ausgebaut werden - und viele KMUs sollen und werden noch einsteigen, besonders im Bereich des Web 2.0.
Angewendet wird aber schon. Besonders im Tourismus gibt es im Vergleich zu anderen Brachen sehr viele Pioniere!
Kommentiert von: TMA-Team | 05. Oktober 07 um 11:02 Uhr
Vielen Dank für die lobenden Worte und alles Gute.
Kommentiert von: Karin | 08. Oktober 07 um 09:13 Uhr