Beim Barcamp Cologne habe ich die Unternehmerin Kirstin Walther von der Kelterei Walther bei Dresden kennen gelernt. Kirstin bloggt seit Anfang 2006. Saftblog.de ist das Paradebeispiel für ein Unternehmens-Weblog und auch von Blogger Relations versteht sie viel. Auch wenn eine Saftkelterei thematisch wenig mit Tourismus zu tun hat, sollte das folgende Interview jeden Tourismuspraktiker inspirieren.
Kirstin, wie entstand der Saftblog?
Der Hinweis von Marting Roell und der Erfolg des damals schon bestehenden Blogs von Frosta [Anm.: Tiefkühlprodukte] war für uns ausschlaggebend. Wir haben uns nichts erwartet und wussten eigentlich nicht, wohin unser Blog führen sollte. Am Anfang haben wir uns gefragt, was wir in unserem Blog schreiben können. Wir waren uns über die Inhalte nicht einig. Und dennoch schrieb ich über Ereignisse wie kaputte Versandkartons und die möglichen Lösungen dieses Problems, was von den Lesern wohlwollend aufgenommen wurde. Die Bekannten meiner Eltern rufen sie sogar manchmal an, weil sie sich wundern, was wir da alles schreiben. Sie lesen uns also!
Was bringt ein Unternehmensblog?
Ob ein Blog für jede Firma etwas bringt, kann ich nicht beurteilen. Das hängt sicher von der Branche und vom Geschäftsmodell ab. Für uns als Direktvermarkter ist der Blog ideal. Ich habe die Kelterei Walther vor vier Jahren von meinen Eltern übernommen. Damals befand sich das Unternehmen in einer Krise. Als erstes haben wir die gesamte Kommunikation mit den Kunden geändert. Wir haben uns geöffnet und diese Kommunikation ins Netz gestellt. Denn: Wenn ich blogge, bin ich im Gespräch mit Kunden.
Wird Saftblog nur von Bloggern gelesen?
Es stimmt, dass
die regelmäßigen Leser meistens auch selber bloggen. Auch die Kommentare stammen
hauptsächlich von ihnen. Und sie interessieren sich nicht so sehr für
unsere langen Ernährungsartikel. Aber sie schicken uns gerne Fotos und
Erlebnisse, die sie mit unseren Säften hatten. Auch Blogger trinken
Saft! Somit sind sie unsere Zielgruppe.
Dennoch kommen 50 % unserer Zugriffe über Suchmaschinen. Diese Leser suchen nach Informationen über Ernährung, Inhaltsstoffe und Gesundheit. Wir hoffen natürlich, diese halten zu können. Inhaltlich bieten wir verschiedene Themen, einerseits über unseren laufenden Betrieb, andererseits auch lange, perfekt recherchierte Beiträge über Ernährung und Gesundheit. Lebensmittel sind gerade ein Thema, für das viel Bewusstsein herrscht. Das kommt uns entgegen.
Wie ist Saftblog bekannt geworden?
Die positive Aufnahme
in der Blogosphäre hat sehr dazu beigetragen. Einige sehr bekannte Blogger haben hin und wieder in Gesprächen mit Journalisten auf unser Saftblog hingewiesen. Das hat uns im ersten Jahr zu überregionalen Presseveröffentlichungen verholfen. Wir kommunizieren den Saftblog natürlich bei jeder Begegnung
mit unseren Kunden. Als Direktvermarkter haben wir ja ständig mit
Kunden Kontakt - vor Ort, per Mail oder telefonisch.
Hilft Saftblog beim Verkauf?
Ja, definitiv. Wir verkaufen mehr Säfte wegen des Blogs. Wenige Monate nach dem Launch habe ich wegen des Erfolgs einen Online-Shop
eingerichtet! 50 % unserer Kunden bestellen telefonisch, aber
Online-Bestellungen nehmen immer weiter zu, auch bei älteren Kunden.
Wie viel Zeit investierst du fürs Bloggen?
Ich brauche im
Schnitt nicht mehr als 30 Minuten täglich, weil ich sehr aus dem Bauch
heraus schreibe. Was ich am Blog schätze, ist die Möglichkeit
schnell etwas ins Internet stellen zu können. Seien das nun Fotos,
Berichte oder Filme.
Welche Pläne habt Ihr für Saftblog.de?
Die meisten Leute
wissen immer noch nicht, was ein Weblog ist, von Social Networks ganz
zu schweigen. Diese Begriffe schrecken nur ab. Deswegen will ich auch
von diesen Begriffen weg, damit wir noch mehr Leser ansprechen können.
Mit dem Schreiben in virtuellen Gästebüchern hatten die User nicht
solche Hemmschwellen wie mit dem Kommentieren in Blogs. Und zu diesem
unbeschwerten Umgang möchten wir auch mit Saftblog hin.
Unsere Kunden senden uns oft Fragen wie „Woher kommen die Äpfel im Winter?“ oder „Wieso sind eure Säfte teurer als die aus dem Diskont-Supermarkt“. Oft sind Fragen darunter, auf die wir nicht kommen würden, weil uns die Außensicht fehlt. So erfahren wir, was unsere Kunden beschäftigt. Die Antworten kommen natürlich in unser Blog, wo sie von anderen gelesen und kommentiert werden können. Diese Inhalte möchten wir besser strukturieren und abrufbar machen.
Apropos Blogger Relations, wieso fährst du zu Barcamps?
Weil es mir Spaß macht, das Internet interessiert mich sehr. Und es ist
mir bewusst, dass wir der Blogosphäre sehr viel zu verdanken haben.
Blogger haben Saftblog bekannt gemacht. Das möchten wir natürlich
unterstützen. Außerdem ist es schön, die Leute zu treffen, die ich
sonst nur online kennte.
In Köln habe ich die guten Säfte endlich gekostet. Sie sind fantastisch. Hier online bestellen. Leider werden die tollen Säfte nicht nach Österreich verschickt.
Nicht vergessen: Du willst zum Barcamp Vienna am 29. & 30. September 2007? Gewinn deinen Aufenthalt!
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